Egon Eiermann

Wer war eigentlich Egon Eiermann?

Egon Eiermann war einer der bedeutendsten deutschen Architekten. Am 29.09.1904 erblickte Egon Eiermann in Neuendorf, Kreis Teltow bei Berlin. das Licht der Welt. Er bestand sein Abitur im Jahr 1922 und studierte von 1923 bis 1927 an der Hochschule Berlin Architektur. Dieses Studium schloss er 1927 mit dem Diplom ab.

Der berufliche Werdegang Egon Eiermanns

Ab 1925 war er Meisterschüler bei Hans Poelzig. Nach 1927 arbeitet Eiermann im Baubüro der Karstadt AG in Hamburg und wechselt dann zur Bewag in Berlin. Eiermann arbeitete ab 1931 mit Fritz Jaenecke zusammen. In ihrem gemeinsamen Büro entstanden Entwürfe für viele Wohnhäuser in und um Berlin.Trotz einer sehr guten Auftragslage trennten sich die beiden und Egon Eiermann arbeitete allein weiter. Bis 1945 ist er als selbständiger Architekt in Berlin tätig.

Seine wichtigsten Arbeiten als Architekt

In den Jahren zwischen 1934 und 1938 wurden nach seinen Entwürfen alle Geschäftsstellen des Berliner Bestattungsunternehmens Grieneisen neu gestaltet. Die Innenausstattung, die Fassaden und auch das Logo entstanden unter Egon Eiermanns Leitung. Er gestaltete große Ereignisse aus, wie zum Beispiel die Propagandaausstellung, die 1937 in Berlin stattfand. Eiermann gestaltete die Haupthalle am Funkturm mit einem 18 m hohen Hitlerportrait und einer sehr exklusiven Licht- und Tonregie. Weitere große Projekte schlossen sich nun an, wie zum Beispiel die Total-Werke Foerstner & Co. in Apolda, die Auergesellschaft in Berlin, die Rickmerswerft in Bremerhaven oder das Ausweichkrankenhaus in Beelitz-Heilstätten, wohin er dann auch sein Büro verlegte. Während der Kriegsjahre und auch danach beschäftigte sich Eiermann ausschließlich mit dem Industriebau und seiner Gestaltung. Dadurch war es ihm möglich, unangefochten seine Arbeiten weiter zu entwickeln. Sein Stil vermittelte Frische und Leichtigkeit. Er konnte seine Karriere erfolgreich weiterführen und wurde zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten im Nachkriegsdeutschland.

Sein Lehramt

Auf Grund seiner Erfolge und seiner Kenntnisse wurde Egon Eiermann 1947 an den Lehrstuhl für Architektur der Technischen Hochschule Karlsruhe berufen. Der 43 jährige Professor Eiermann war damals nur Insidern ein Begriff, denn er war mit dem Bau seiner Berliner Einfamilienhäuser und den Industriegebäuden immer knapp am Unerlaubten vorbei geschrammt.

Er verfolgte auf seine eigenwillige Art und Weise die moderne Bauart der 20er Jahre. Diese Art und Weise setzte er auch in Karlsruhe fort. Er unterschied sich durch seine unakademische und weltoffene Art von anderen Dozenten. Seine Vorlesungen und Besprechungen wurden durch seine unverblümte Redensart und auch durch seine tollen zeichnerischen Fähigkeiten zu regelrechten Events. Eiermanns charismatische Ausstrahlung zog Studenten in seinen Bann und er verhalf mit seiner unverwechselbaren Art der Karlsruher TH zu neuem Glanz und Gloria und die TH wurde wieder zu einer der führenden Ausbildungsstätte für Architekten in Deutschland. Eiermann behielt dort sein Lehramt bis zu seinem Tod im Jahr 1970.

Bekannte Bauwerke Egon Eiermanns

Besondere Anerkennung erhielt Eiermann für die in Stahlskelettbauweise errichtete Taschentuchweberei in Blumberg. Dafür erhielt er auch den Hugo-Häring-Preis. Aber nicht nur durch Industriebauten in fortschrittlicher klarer Bauweise bekam er Anerkennung, sondern auch die Matthäuskirche in Pforzheim/Arlinger entstand nach seinen Vorstellungen und Plänen. Durch ihre besondere Bauweise und die Verwendung von Trümmerschutt ist diese Kirche eine der wichtigsten Kirchenneubauten nach dem Krieg. Man vermutet, dass Notre-Dame ihn zu den Kirchenplänen inspiriert hat. Weitere Inspirationen erhoffte sich Eiermann auf seinen Studienreisen, zum Beispiel 1950 in die USA. Er lernte dort unter anderen auch Walter Gropius und Marcel Breuer kennen.

Für weitere Erfolge in seiner Architektenlaufbahn sorgten beispielhafte Werke, wie der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel, oder der Kanzlerbungalow in Bonn. Beide Werke entstanden in der Zusammenarbeit mit Sep Ruf und wurden zu Symbolen eines neuen und bescheidenen Deutschland. In der Nachkriegszeit entstanden viele Warenhausneubauten. Diese trugen alle die Handschrift von Egon Eiermann. Er hatte die Fassaden der Häuser mit den sogenannten Hortenkacheln verkleiden lassen, die zum Teil aus Aluminium bestanden, teils aber auch aus Keramik waren. Sie waren als ornamentaler Schmuck, mit zweckmäßigem Charakter, gedacht. Diese Hortenkacheln kann man noch an vielen Kaufhausfassaden sehen, denn teilweise stehen sie schon unter Denkmalschutz. Weitere bedeutende Werke sind die Deutsche Botschaft in Washington und das Abgeordneten Hochhaus in Bonn. Die wichtigsten Bauten der Jahre 1967 – 1972 waren der Bau des Olympiapark in München, denn Egon Eiermann hatte den Vorsitz der Jury für den Architektenwettbewerb, sowie der Eiermann-Campus für IBM in Stuttgart und die Hochhaustürme der Firma Olivetti in Frankfurt am Main (1968–1972), die erst zwei Jahre nach seinem Tod fertiggestellt wurden.

Egon Eiermann – der Möbeldesigner

Aber Eiermann hatte auch bleibende Erfolge als Möbeldesigner. Er war der Erste, der nach dem Krieg Serienmöbel entwarf, die mit dem Internationalen Vorgaben stand hielten. Seine Rolle auf dem Gebiet des Möbeldesign ist unübertroffen. Er hat dazu beigetragen, dass Deutschland wieder an seine Traditionen im Möbeldesign anknüpfen konnte. Im Jahr 1953 entwarf Egon Eiermann das Tischgestell Eiermann, der Arbeitsplatz für den Technischen Zeichner. Zu anderen wegweisenden Entwürfen und Entwicklungen der damaligen Zeit gehören zum Beispiel der Stahlrohrstuhl SE 68, der Korbsessel E 10 und der Holzklappstuhl SE 18. Letzterer wurde für ein New Yorker Museum ausgewählt. Ein weiteres Exponat ist der Kirchenstuhl SE 121, den man heute noch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sehen kann.

Aber auch für unsere Begriffe Außergewöhnliches entwarf Eiermann. Er entwickelte für das Berliner Bestattungsunternehmen Grieneisen, für das er bereits in den 1930er Jahren tätig war, innovative Särge, die zum Beispiel für Überführungen mit dem Flugzeug geeignet waren. Der Name Eiermann steht auch für eine Entwicklung, die jeder noch heute kennt und vielleicht auch benutzt. Für den Möbelhersteller Wilde+Spieth entwarf Eiermann einen Schreibtischstuhl, der bis heute als Eiermann-Stuhl bekannt ist. 1953 entwickelte Egon Eiermann ein Tischgestell, welches später noch weiter entwickelt und verbessert wurde. Es ist ein Gestell aus zwei seitlichen Stahlrohrrahmen, die durch ein Rohrkreuz miteinander verbunden sind. Es ist eine leichte, aber standfeste Konstruktion, die ursprünglich für die Arbeit im Zeichensaal entwickelt wurde. Der Eiermann-Tisch ist schnell wandelbar, vom Arbeitstisch zur Schreibtischplatte, bis hin zum Ess-oder Konferenztisch. Man wechselt lediglich die Platte und hat den gewünschten Effekt. In der ersten Entwicklungsstufe war der Eiermann-Zeichentisch mit einem Kreuz zu einem biegesteifen Tischgestell verbunden. Dieser Tisch, bei dem die Seitenteile aber fest mit dem Kreuz verschweißt waren, wurde in einer kleinen Auflage gefertigt. Es wird berichtet, dass der Umzug eines Assistenten der Anlass dazu war, eine grundlegende Änderung an dem Tisch durchzuführen. Der Assistent bat den Leiter der Metallwerkstatt der TU Karlsruhe, das Gestell auseinander zu schneiden, damit der Tisch transportabel wird. Der Leiter kam dann auf die Idee, das Kreuz so zu verändern, dass es jederzeit und ohne großen Aufwand möglich ist, den Tisch auf- und abzubauen. Egon Eiermann hat die Änderung seines Tisches begutachtet und einer Fertigung in dieser Bauart zugestimmt.  Danach wurden die Eiermann-Tische in kleinen Mengen für die Studenten der TU Karlsruhe und als die Nachfrage größer wurde, fertigte die Metallwerkstatt die Tische für Interessenten aus ganz Deutschland.

Als Resümee kann man feststellen, dass Egon Eiermann ein Mann mit vielen Talenten und großem Können war, der Erfolge feierte auf der Architekturebene, sowie im Designbereich.

Eiermanns bedeutendste Arbeiten

Seine Werke, die für ihn und Deutschland wichtig sind und waren, sollen hier noch einmal aufgezählt werden. Eiermanns wichtige Werke sind die Neckermann Versand AG, eine sechsstöckige, 300 m lange Firmenzentrale in Frankfurt am Main. Die Essener Steinkohlen-Bergwerks AG (später Ruhrkohle AG, RAG), für diese Firma entwarf er das Ruhrkohlehaus II (erbaut 1956 bis 1960), welches heute unter Denkmalschutz steht. Auffallend ist die Fassade mit den schwarzen keramischen Kacheln. In Baden-Baden entstanden zwei von ihm geplante Privathäuser: Sein eigenes Wohnhaus (Krippenhof 16–18) und das Wohnhaus Graf Hardenberg (Hermann-Sielcken-Str. 47). Auch an Preisen mangelte es Egon Eiermann nicht. So gewann er 1956 den für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin ausgeschriebenen Wettbewerb. Er bekam 1957 den Zuschlag, aber nur unter der Bedingung, die Ruine des Turms muss erhalten bleiben. Von 1959 bis 1963 wurde die historische Turmruine umbaut und fertiggestellt. Auch die Deutsche Botschaft in Washington, D.C profitierte von Eiermanns Können. Er entwarf eine terrassenförmige Anlage für 140 Angestellte, die der Geländeform angepasst wurde. Der „Lange Eugen“ , das Abgeordneten Hochhaus des Bundestages in Bonn, entstand auch nach den Plänen Eiermann und ebenso der Anbau für das Hotel „Prinz Carl“ in Buchen. Eiermann entwarf aber nicht nur den Anbau, sondern auch die Zimmer und Einrichtungen für dieses Haus, das noch heute in Betrieb ist. Im Jahre 1969 erarbeitete Egon Eiermann für den Neckermann Versand Musterhaus-Bungalows, seine letzte große Arbeit.

Egon Eiermanns Ehrungen und Auszeichnungen

Egon Eiermann selbst und ebenso seine Arbeiten, die überall von Qualität zeugten, wurden aber auch vielseitig geehrt. Folgende Ehrungen warden ihm zuteil:

• 1968: Honorary Corresponding Member, Royal Institute of British Architects, London
• 1965: Ehrendoktor der Technischen Universität Berlin
• 1968: Großer Preis des Bundes Deutscher Architekten
• 1968: Großes Bundesverdienstkreuz
• 1969: Hugo-Häring-Preis
• 1970: Mitglied des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste der BRD

Egon Eiermann hat zeitlebens seine großen Ziele verfolgt, der Architektur und dem Möbeldesign Werte mitgegeben, die heute noch großes Ansehen und Bedeutung haben. Für ihn war die Schaffenskraft das Wichtigste und er brauchte seine anspruchsvollen Aufgaben. Dabei nahm er keine Rücksicht auf seine Gesundheit. Das hatte auch zur Folge, dass er 1970 unerwartet aus seinem Schaffen gerissen wurde und am 19. Juli 1970 in Baden-Baden starb. Zu seinem 100. Geburtstag wurde Egon Eiermann nochmals eine Ehrung zuteil. Ihm zu Ehren wurde eine Sonderbriefmarke auf den Markt gebracht. Dieser Geburtstag brachte Egon Eiermann wieder ins Gespräch. Auch die junge Generation wurde auf seine Arbeiten mehr und mehr aufmerksam, denn sie bietet eine Basis, auf der man noch aufbauen kann. Seine Werke bleiben, auch wenn Egon Eiermann nur noch in unseren Gedanken weiterlebt.